Nach der Geburt verändert sich der Körper einer Frau grundlegend. Insbesondere das Becken, die Schultern und die Arme sind oft von Verspannungen und Bewegungseinschränkungen betroffen. In solchen Situationen kann gezielte Physiotherapie eine entscheidende Rolle spielen, um die Mobilität zu verbessern und Schmerzen zu lindern. In diesem Artikel möchte ich Ihnen effektive Übungen vorstellen, die Sie nach der Geburt unterstützen können – speziell entwickelt, um das Becken zu mobilisieren, die Beweglichkeit des Unterarms zu fördern und die Schultergelenke zu stärken. Die Übungen basieren auf bewährten physiotherapeutischen Methoden und können mit oder ohne Hilfsmittel, wie einem Gummiband, durchgeführt werden.
Als erfahrener Physiotherapeut mit über einem Jahrzehnt Erfahrung habe ich diese Übungen sorgfältig ausgewählt, um Ihnen eine nachhaltige und einfache Selbsthilfe zu ermöglichen. Besonders in der hektischen Phase nach der Geburt, wenn Zeit knapp ist und der Körper viel leisten muss, sind kleine, aber effektive Bewegungsabläufe Gold wert. Lesen Sie weiter, um mehr über die Bedeutung der Beckenmobilisation, die Rolle der Atmung und die gezielte Kräftigung der Rotatorenmanschette zu erfahren – und wie Sie diese Übungen in Ihren Alltag integrieren können.
Die Geburt ist eine enorme körperliche Belastung, die viele Veränderungen in Ihrem Bewegungsapparat mit sich bringt. Das Becken, das während der Schwangerschaft und Geburt stark beansprucht wird, benötigt eine gezielte Mobilisierung, um wieder in seine natürliche Beweglichkeit zurückzufinden. Gleichzeitig sind viele Frauen nach der Geburt mit Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich konfrontiert, die durch das Tragen und Stillen der Babys entstehen können. Ohne gezielte Übungen können diese Beschwerden chronisch werden und die Lebensqualität erheblich einschränken.
Physiotherapie nach der Geburt zielt darauf ab, diese Probleme nachhaltig zu beheben, indem sie die Muskulatur stärkt, die Beweglichkeit verbessert und die Körperhaltung optimiert. Dabei spielt die richtige Technik, insbesondere die Einbindung der Atmung, eine entscheidende Rolle. In den folgenden Abschnitten stelle ich Ihnen konkrete Übungen vor, die Sie einfach zu Hause durchführen können und die speziell auf diese Bedürfnisse abgestimmt sind.
Das Becken bildet das Fundament unseres Körpers. Nach der Geburt ist es oft steif und durch die Belastungen der Schwangerschaft und Geburt in seiner Beweglichkeit eingeschränkt. Eine gezielte Mobilisation fördert nicht nur die Durchblutung, sondern unterstützt auch den Abfluss von Flüssigkeiten und Stoffwechselprodukten, die sich während der Schwangerschaft angesammelt haben.
Für diese Übung legen Sie sich auf den Rücken. Stellen Sie die Beine auf, sodass Ihre Füße flach auf dem Boden stehen. Der Kopf kann entweder flach auf dem Boden liegen oder mit einem Kissen unterstützt werden, je nachdem, was für Sie angenehmer ist.
Wenn Sie ein Gummiband zur Verfügung haben, legen Sie dieses oberhalb der Knie um die Beine. Das Band sorgt für eine leichte Widerstandsunterstützung, ist aber nicht zwingend notwendig; die Übung funktioniert auch ohne.
Der eigentliche Bewegungsablauf ist eng mit der Atmung verbunden:
Diese Bewegung erzeugt eine sogenannte Sogwirkung durch das Zwerchfell und die Schwerkraft, die den Abfluss von Flüssigkeiten und Stoffwechselabfällen aus dem Beckenbereich fördert. Das angehobene Becken unterstützt dabei die Mobilität der Beckenorgane und hilft, Spannungen zu lösen.
Wiederholen Sie diese Übung idealerweise 10 bis 15 Mal und versuchen Sie, sie mindestens einmal täglich durchzuführen. Wenn Sie es schaffen, machen Sie die Übung auch gerne mehrmals am Tag. Selbst eine einzelne Ausführung am Morgen kann bereits einen positiven Effekt auf Ihren Tag haben.
Nach der Geburt ist nicht nur das Becken, sondern auch der Bereich der Arme und Schultern oft verspannt. Dies ist häufig auf die ungewohnte Belastung durch das Halten und Tragen des Babys zurückzuführen. Um diesen Bereich zu entspannen und die Beweglichkeit zu verbessern, empfehle ich gezielte Übungen für den Unterarm und das Handgelenk.
Für diese Übung benötigen Sie ein Gummiband, das Sie an einem festen Gegenstand, wie beispielsweise einer Türklinke, befestigen können. Halten Sie das Band mit der Hand fest, während Ihr Ellenbogen auf Schulterhöhe bleibt und eng an der Körperseite anliegt.
Die Bewegung besteht darin, den Unterarm nach außen und innen zu rotieren:
Wichtig ist, dass Sie die Bewegung bis an die Schmerzgrenze ausführen, diese aber nicht überschreiten. Mit jeder Wiederholung sollte die Beweglichkeit leicht verbessert werden, sodass Sie nach und nach weiter in die Bewegung hineinfinden. Beginnen Sie mit 7 bis 10 Wiederholungen pro Satz und steigern Sie sich auf bis zu zwei Durchgänge, wenn Sie sich sicher fühlen.
Ergänzend zur Rotationsbewegung ist es wichtig, das Handgelenk maximal zu beugen und zu strecken. Dabei sollte die Ellenbeuge eng an der Körperseite bleiben, die Schulter entspannt nach unten gezogen sein, um keine ungewollten Verspannungen zu erzeugen.
Führen Sie diese Bewegungen langsam und kontrolliert durch, ebenfalls im Bereich von 7 bis 10 Wiederholungen. Diese Übung hilft, die Kraft und Beweglichkeit in der Hand wiederherzustellen, was besonders wichtig ist, wenn Sie Schmerzen beim Faustschluss oder beim Greifen spüren.
Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich sind nach der Geburt häufig, da viele Frauen durch das Tragen ihrer Kinder eine ungünstige Haltung einnehmen. Die Rotatorenmanschette, eine Gruppe von Muskeln rund um das Schultergelenk, spielt eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung und Beweglichkeit der Schulter. Ein gezieltes Training dieser Muskeln kann Verspannungen reduzieren und die Belastbarkeit der Schulter erhöhen.
Auch hier empfiehlt sich die Ausgangsposition mit dem Ellenbogen eng an der Flanke und dem Daumen nach oben gerichtet. Die Bewegung besteht darin, den Unterarm gegen einen Widerstand (z.B. Gummiband) nach außen zu drehen, ohne dass sich das Schulterblatt oder die Schulter selbst unkontrolliert mitbewegen.
Es ist wichtig, die Bewegung isoliert im Schultergelenk durchzuführen, um die richtigen Muskeln anzusprechen. Dabei sollten Sie darauf achten, dass der Arm stabil bleibt und nicht durch andere Muskelgruppen kompensiert wird. Beginnen Sie mit einem Satz von 7 bis 10 Wiederholungen und steigern Sie die Intensität langsam.
Dieses Training hilft dabei, muskuläre Dysbalancen zu beseitigen, die durch übermäßige Bewegung des Schulterblatts entstehen können. Wenn die Rotatorenmanschette ihre Funktion erfüllt, verringern sich Verspannungen im Nacken und zwischen den Schulterblättern deutlich.
Die besten Übungen helfen nur, wenn sie regelmäßig und korrekt durchgeführt werden. Gerade als berufstätige Mutter mit kleinen Kindern ist es oft eine Herausforderung, Zeit für sich selbst zu finden. Dennoch ist es wichtig, sich diese Momente der Bewegung bewusst zu nehmen, um langfristig Schmerzen zu reduzieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Diese Herangehensweise sorgt dafür, dass Sie die Übungen ohne zusätzlichen Stress in Ihren Alltag integrieren können und gleichzeitig nachhaltig von den positiven Effekten profitieren.
Idealerweise sollten Sie die Beckenmobilisationsübung mindestens einmal täglich mit 10 bis 15 Wiederholungen machen. Wenn möglich, können Sie die Übung auch mehrmals am Tag durchführen, z.B. morgens und abends.
Ja, die Übungen funktionieren auch ohne Gummiband. Das Band bietet lediglich einen zusätzlichen Widerstand, um die Muskulatur stärker zu fordern. Wenn Sie keines zur Hand haben, ist das kein Problem.
Es ist wichtig, dass Sie die Schmerzgrenze respektieren. Führen Sie die Bewegungen nur bis zu dem Punkt aus, an dem Sie keine starken Schmerzen verspüren. Mit der Zeit und regelmäßiger Übung wird sich Ihre Beweglichkeit verbessern und Schmerzen können abnehmen.
Je nach Ausgangszustand und Regelmäßigkeit der Übungen können erste Verbesserungen bereits nach wenigen Wochen spürbar sein. Geduld und Kontinuität sind jedoch entscheidend, um nachhaltige Erfolge zu erzielen.
Versuchen Sie, feste Zeiten für die Übungen zu finden, beispielsweise morgens vor dem Frühstück oder während die Kinder schlafen. Selbst kurze Einheiten von 10 bis 15 Minuten sind effektiv und helfen Ihnen, sich besser zu fühlen.
Die Atmung unterstützt die Bewegungen, indem sie eine Sogwirkung erzeugt, die den Abfluss von Flüssigkeiten im Beckenbereich fördert. Achten Sie darauf, bewusst ein- und auszuatmen, um die Wirkung der Übungen zu maximieren.
Physiotherapie nach der Geburt ist ein wichtiger Schritt, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen, Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Mit einfachen, gezielten Übungen für das Becken, den Unterarm und die Schulter können Sie aktiv zu Ihrem Wohlbefinden beitragen – auch wenn der Alltag mit Kindern oft hektisch und fordernd ist.
Nutzen Sie die Kraft der Atmung, achten Sie auf Ihren Körper und integrieren Sie die Übungen regelmäßig in Ihren Tagesablauf. So schaffen Sie eine solide Basis für Ihre Gesundheit und Beweglichkeit. Wenn Sie in Bonn wohnen und professionelle Unterstützung suchen, ist eine individuell abgestimmte Physiotherapie eine hervorragende Ergänzung zu Ihrem persönlichen Übungsprogramm.
Bleiben Sie dran und nehmen Sie sich Zeit für sich selbst – Ihr Körper wird es Ihnen danken!
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